“The Devil is a loser and he’s my bitch”

 25. September 2006 •  Ekkart •  Kritik, Live, Musik •  Kritik, Live
 angesehen am 24. September 2006

Yupp, gestern spielte Lordi im Postbahnhof und wir waren da. Vorgruppe war The Dogma.

Zunächst zum Postbahnhof, direkt neben dem Ostbahnhof für uns in günstiger Fahrradentfernung mit Fahrradständern vor der Tür gelegen. Am Einlass war ein kleine Schlange, nach 15 Minuten waren wir aber drin, immer noch etwas früh, daher rausgesetzt in den Strandbereich. Sehr gemütlich und auch seltsam, Leute mit Motörhead-, Rammstein- oder Lordi-T-Shirts über Return of Investment sprechen zu hören.

Ziemlich pünktlich 21 Uhr kam “The Dogma”: ui. Der Bassist und der Keyboarder sahen halbwegs grimmig aus, der Gitarrist trug ein Netzhemd und sah aus wie Totti, der Sänger Lack/Kunstleder(?) mit schönen langen Haaren. Anscheinend kamen die Leute aus Italien und spielten melodischen Hard-Rock, ungefähr wie Rhapsody (die wir als Vorgruppe von Manowar im Dezember sehen werden). Musikalisch war das ok, nicht der ganz große Brüller, halt Melody-Rock, ein “Speed-Metal”-Stück drin, das war meines Erachtens auch das beste.

Aber der Sänger. Zwischendurch brachte er Sätze wie “This is fucking rock.” oder “It’s getting hot, this is fucking good.” Das Ganze mit der Betonung und Ausstrahlung eines italienischen Softpornos der 70er. Auch seine Gestik war extrem hölzern, er stieß immer waagerecht mit der Faust vor sich hin, sehr seltsam. Ich meine, es ist ok, wenn man nicht der große Sprecher oder Entertainer ist, dann sollte man sich halt auf’s Singen konzentrieren.

Genug davon, Umbaupause, Zeit für die Betrachtung, dass entgegen meinen Befürchtungen eine passable Anzahl Leute reingelassen wurde aber nicht zu viel. Und die Luft war wesentlich besser als vor einem Jahr bei Kurt Krömer. Wir standen neben dem Tontechniker, der nach dem Soundcheck eine selbstgebrannte CD einlegte, das war dann das Intro. Auch nicht schlecht.

Damit waren “Lordi” angekündigt, kamen und rockten. Die Lieder waren hauptsächlich aus “Get Heavy” und “The Arockalypse”, Lordi (diesmal ist der Sänger gemeint) bekommt seine Stimme exakt wie auf dem Album hin. Die restlichen Bandmitglieder auch, so dass musikalisch nichts auszusetzen war, wer gerne normalen harten Rock hört, dem sei Lordi wärmstens ans Herz gelegt. Vergleichen würde ich sie ungefähr mit den guten Liedern von Alice Cooper, nur ohne Balladen, was das Ganze sehr sehr erträglich macht.

Mit dem Aussehen muss man sich eventuell anfreunden, wenn man nicht auf Monsterrock steht. Aber das ist so dezent, man muss schon schwer Realität und Show verwechseln, um das falsch zu verstehen. Die Show war auch ok, “Lordi” bemühen sich sichtlich, ein gutes Konzert abzuliefern. Vor allem die Details beim Bühnenbild haben mich beeindruckt, zum Beispiel hing im Hintergrund (sicher von 90% der Zuhörer unbemerkt) eine bemalte Leinwand, um der Deko Tiefe zu verleihen. Sowas ist stark, denn es wäre auch ohne gegangen. Oder auf den Grabsteinen sind verwelkte Blätter aufgeklebt, das sieht man wirklich kaum. Die Pyrotechnik ist noch überarbeitbar, das war teilweise etwas wenig, einmal hat die Pyro sogar versagt. Schade.

Dem Sänger Lordi hab ich schon gehuldigt, er war stark. Awa an den Keyboards hat die undankbare Aufgabe, eher die Hintergrundmusik und -stimme zu liefern, hatte aber auch ihren guten Auftritt. Außerdem sind an den Keyboards die einzigen mir bekannten Metal-Schwibbögen angebracht. Ox, der Bassmann, ist beeindruckend. Die Sachen, das sieht einfach gut aus. Kita an den Trommeln hatte ein schönes Solo und durfte einen Bühnentechniker sprengen, was will man mehr? Amen, die Mumie, ist extrem beweglich, sprang auf der Bühne rum, hat eine lange Zunge und sein Mikro auf Bauchnabelhöhe angebracht, kommt aber trotzdem mit dem Kopf hin. Stark.

Sonstige Beobachtungen: die Bühnentechniker mussten Kutten mit Kapuzen tragen. Jeder Musiker wurde von einem Ventilator angeblasen. Fotohandys sind eine Erfindung des Teufels. Für richtige Pyro mal Rammstein anschauen. Lordis Anfangsumhang mit Wolfskopf ist guuut. Das Publikum, das mehr als 10 Sekunden einen Takt halten kann, muss noch gefunden werden.

Nach knapp zwei Stunden war das Konzert dann vorbei, nicht ohne zwei Zugaben abzubetteln: wann kommt eigentlich mal die Band, die (wie Rammstein ganz früher) ihr Zeug abspielt und gut ist. Die Zugaben sind sowieso geplant. Na ja. “The Dogma” waren unterdessen auch rausgekommen, alles eher kleine Leute. Die wirkten auf der Bühne größer. Nach dem Ende, als alle Leute sich noch am Ausgang drängelten, drängelte die Security von der anderen Seite, wir sollten endlich rausgehen. Das ist mir schon in der Columbiahalle negativ aufgefallen, statt in Ruhe zu warten, muss man mit dem stinkenden Partyvolk die engen Gänge nach draußen füllen.

Gesamteindruck: Vorgruppe ok, Lordi stark. Wieder anschauen, Pyro verbessern.

(archivierter Beitrag aus rauhesitten.blog.de)