Sexismus

 24. Mai 2016 •  Ekkart •  Kultur, Politik •  ToDo

Sexismus vermeiden ist schwierig. Und das gilt, wenn man sich anstrengt. Manche strengen sich richtig an, viele ein wenig, und manche gar nicht.

Woran liegt es?

Unter anderem daran, dass Sexismus derzeit gesellschaftlich akzeptiert ist und Frauen gesamtgesellschaftlich nicht als gleichwertig zu Männern gesehen werden.

Daraus resultieren dann geringere Bezahlung, Ausgrenzung, Ungleichbehandlung in der Arbeitswelt, Ungleichbehandlung vor Gericht, allgemein in der Rolle in der Gesellschaft.

Frauen sind halt diejenigen, die Kinder bekommen, die selbstverständlich zu Hause bleiben, die Pflege übernehmen, die öfter Teilzeit arbeiten etc.

Erschwerend kommt dazu, dass das per se nicht schlimm ist. Viele Frauen machen das (zu Recht) auch gerne, ohne dass sie gezwungen werden oder ähnliches. Sie werden allerdings auch bestraft dafür, denn insbesondere im Alter merkt man z.B. an der Rente, dass Kindererziehung und Pflege nichts zählt. Oder beim Wiedereinstieg in den Beruf wird klar, dass gesellschaftliche Verantwortung nicht wertgeschätzt wird. Eine junge Frau einstellen, die evtl. noch Kinder bekommen kann – lieber nicht.

Ein anderes Problem ist, dass andere Lebensentwürfe selten akzeptiert werden. Frauen ohne Kinder – warum? Alleinerziehende Frauen – vom Teufel. Frauen als Chef – hör mir auf.

Auch die Gleichbehandlung mit Männern lässt zu wünschen übrig: eine lautstarke, meinungskräftige Frau – Zicke. Eine Frau, die widerspricht, vielleicht sogar mit Argumenten – muss ihre Tage haben. Eine Emanze – chronisch untervögelt. Versuch das mal, einem Mann unterzujubeln…

Noch ein Punkt: Sexualität. Aus irgendeinem Grund ist die Sexualität von Frauen extrem aufgeladen. Eine nackte Frauenbrust wird beschrieen, als ob etwas Schlimmes passiert wäre. Frauen dürfen auch keinen Sex haben (Nutten) aber auch keinen Sex zurückweisen (prüde Schlampe). Andererseits werden alle möglichen Produkte über Sex verkauft, ob es passt oder nicht. Schwieriger Bereich. Der allerdings auch dazu führt, dass Frauen bei Belästigungen und sexuellem Missbrauch gerne als Täter beschrieben werden (hat sich schlampig angezogen, war alleine unterwegs etc.) und Männer als Opfer (was sollste machen, sind halt triebgesteuert; ich hatte das Recht, die zu vergewaltigen, hatte ihr immerhin ein Bier ausgegeben).

Das Ganze geht schon früh los, als Mädchen musst Du mit Puppen spielen, willst nicht Star Wars gucken, bist für Haarpflege zuständig, achtest auf Dein Äußeres, darfst nicht rumtoben, bist die Vernünftige, die Aufpasserin.

Das färbt natürlich auch auf das Männerbild ab. Weinen darfste nicht, Gefühle zeigen ist weibisch (he, wir können das Geschlecht sogar als Beschimpfung verwenden), Rock anziehen ist nicht, Zuhören erst recht nicht, musst Dich überall durchsetzen, bist das starke Geschlecht etc. Und darfst Pink als Farbe nicht mögen oder Puppen. Und auf keinen Fall tanzen oder Flöte spielen – schwul. Schwule sind sowieso fast Frauen.

Was tun? Schwierig, da die ganzen Sachen einzeln genommen nicht unbedingt schlimm oder erzwungen sind. Es gibt genügend Mädchen, die gern mit Puppen spielen, warum auch nicht. Es gibt auch genügend Eltern, die ihre Kinder prima erziehen. Das ist das Perfide an gesamtgesellschaftlichen Problemen – die betreffen keine Einzelfälle, sondern die Gesellschaft. Und die wehrt sich im Einzelfall mit Händen und Füßen gegen Veränderungen.

Beispiel: Ghostbusters wird mit Frauen neu verfilmt. Ganz schlimm. Also nur in dem speziellen Fall, grundsätzlich sind Frauen in Filmen nicht schlimm, aber nicht bei diesem Film. Klar.

Anderes: nach dem 100. Spiel/Film, bei dem der Held die Heldin retten muss oder erst zum Helden wird, nachdem seine Frau/Tochter getötet/entführt wurde, merkt man an, dass das eventuell erzähltechnisch etwas arm ist. Macht Euch auf Drohungen gefasst (als Mann) bzw. Todes- und Vergewaltigungsdrohungen (als Frau).

Irgendein Gamergater/Männderrechtler wird das schon in die Hand nehmen und auf unterstem Niveau alles schlechtmachen, was daherkommt und dann nachdrücklich versuchen, eine Existenz zu zerstören. Klingt zu dramatisch? Ist es nicht. Anita Sarkeesian. Ein Beispiel.

Also nochmal, was tun? Durchbeißen? #aufschrei war so ein Versuch, natürlich kleingeredet und pervertiert durch Männerrechtler und andere Idioten. #everydaysexism ist ein anderer Versuch. Zahlreiche Frauen kümmern sich darum. Man könnte ihnen mal zuhören. Und akzeptieren, was sie zu sagen haben. Insbesondere als Mann.

Andere Idee: einfach mal im Umfeld nach Erfahrungen von Frauen fragen. Und nichts drauf antworten. Fällt schwer, glaubt mir.

Es reicht aber auch nicht, immer nach Einzelereignissen auf die anderen zu zeigen und sich dann in unserem Fortschritt zu sonnen (Köln, Indien), gleichzeitig AfD wählen zu wollen, weil die Männer wieder zu Männern machen wollen und Frauen an den Herd bringen.

Oder natürlich für Frauen zu sein, aber der ganze Genderquatsch ist doof und das gendern in Texten und die Emanzen sollen sich mal nicht so haben, gibt auch wichtigere Probleme wie Kriege.