Die Jugend

 31. Dezember 2010 •  Ekkart •  Kultur, Politik •  ToDo

ist gut. Ist genau richtig. Und politisch interessiert. Und überhaupt. Wenn ich sehe, mit wass für Flachzangen ich meine Jugend teilweise verbracht habe – schlimmer kann es jetzt auch nicht sein.

Die Jungle World hat einen schönen Text dazu verfasst, und das in fünf Thesen gegossen. Ich empfehle, den Text ganz zu lesen, ist auch nicht lang.

Die Thesen:

  1. Fast alles, was wir über »die Jugend« erfahren, ist falsch.
  2. »Die Jugend« gilt immer als schlimmer als die vorige Jugendgeneration.
  3. Nicht »die Jugend«, sondern das Menschenbild der Erwachsenen hat sich gewandelt.
  4. Die gegenwärtige Jugend ist die bravste seit Jahrzehnten.
  5. Die Jugend von heute ist engagierter als die Generation der Achtundsechziger.

Auszüge:

Die »gute Nachricht« ist keine Nachricht wert. Und was nicht in den Medien vorkommt, hat nicht stattgefunden. »Keine Jugendgewalt« oder »immer weniger Jugendliche konsumieren Drogen« – das sind auch keine medientauglichen Themen.

[…]

[Drogenkonsumenten] Der gängigste Trick, um hohe Fallzahlen zu generieren (sofern sie nicht gleich erfunden werden): Man nennt nicht die niedrigen Zahlen der realen Konsumenten, sondern die natürlich wesentlich höheren Zahlen der »Lebenszeitprävalenz«, also diejenigen, die »schon mal probiert« haben, auch wenn sie nach einem Mal Ausprobieren nie wieder gekifft, geraucht oder Alkohol getrunken haben.

[…]

Der Begriff Politik ruft heute Assoziationen wie Korruption, Egoismus, Doppelmoral, Langeweile und Uneffektivität hervor. Politiker gelten als unehrlich, unfähig und schon allein kulturell wie ästhetisch als nicht gerade jugendaffine Berufsgruppe. Dies alles führte zu dem seltsamen Ergebnis, dass sich heute weniger als zehn Prozent der Jugendlichen selbst als »po­litisch engagiert« einschätzen, gleichzeitig aber jeder dritte Jugendliche schon »mindestens einmal« an Demonstrationen teilgenommen hat und jeder vierte Jugendliche sich sogar regelmäßig unentgeltlich etwa in der sozialen Arbeit, im Umweltschutz, in antirassistischen Gruppen, Internet-Magazinen, Musikprojekten oder anderen jugendkulturellen Zusammenhängen betätigt. Dabei prüfen Jugendliche heute […] ob ihnen Partizipationmöglichkeiten geboten werden, jenseits vom Verteilen irgendwelcher von Erwachsenen verfassten Flugblätter. Und ob der Weg zum Ziel nicht zur Tortur wird, weil man gezwungen ist, ständig mit Langweilern und Unsympathen zu kommunizieren.

[…]

Dass der Aufschwung jugendlichen Engagements bisher an Parteien, Gewerkschaften, Amtskirchen und zahlreichen traditionellen Jugendverbänden spurlos vorbeigeht, hat seine Ursache nicht in der Politik- und Institutionenfeindlichkeit der Jugend, sondern in der Jugendfeindlichkeit der Politik und der Institutionen – in ihrer autistischen Erstarrung zwischen taktischen Geplänkeln, Alt-Herren-Ritualen, endlosen bürokratischen Entscheidungsprozessen und der Forderung nach bedingungsloser Anerkennung einer Autorität, die nicht oder nur historisch begründet wird und sich einbildet, sie müsste sich nicht tagtäglich neu legitimieren.

Und das finde ich den schönsten Gedanken: dass es Jugendfeindlichkeit gibt und diese auch benannt werden kann. Und sie muss ausgerottet werden. Geht nicht mit den jetzigen Politikern, aber die regieren ja auch nicht ewig (auch wenn es einem so vorkommt, wie lange muss ich schon mit Westerwelle leben…)

(Quelle: jungle world, via BildBlog)